Herr Hernández-Galán, wie ist die aktuelle Situation für Menschen mit Behinderung in Spanien auf dem Arbeitsmarkt?
Jesús Hernández-Galán: Spanien hat im Jahr 2007 die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Auch in der Fundación ONCE haben wir hart daran gearbeitet, Zugänglichkeitskriterien in verschiedenen Bereichen des Lebens und der Gesellschaft umzusetzen. Allerdings bedeutet das nicht, dass unsere Arbeit damit beendet ist. Und tatsächlich sind wir noch sehr weit davon entfernt. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, insbesondere in Bezug auf Beschäftigung und Aufklärungsarbeit. Menschen mit einer amtlich anerkannten Behinderung machen rund 6 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung Spaniens aus. Trotzdem liegt die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe bei rund 30 Prozent und damit fast 10 Punkte über der Arbeitslosenquote von Menschen ohne Behinderung. Und das sind schlechte Nachrichten. Die Lage ist ziemlich ernst und wir haben hier noch sehr viel zu tun, vor allem was die Aufklärungsarbeit betrifft.
Können Sie uns bitte ein wenig mehr über die von Ihnen durchgeführten Berufsausbildungsprogramme erzählen?
Jesús Hernández-Galán: Die Hauptaufgabe der Fundación ONCE besteht darin, das Leben von Menschen mit Behinderung zu verbessern, indem wir universelle Barrierefreiheit und Beschäftigungsmöglichkeiten fördern. Ich denke, wir sind uns alle darüber einig, dass die Erwerbstätigkeit eine zentrale Bedeutung einnimmt für die soziale Inklusion aller, insbesondere aber für Menschen mit Behinderung.
Wir unterhalten mehrere Beschäftigungsprogramme, die durch den Europäischen Sozialfonds kofinanziert werden. Momentan leiten wir eine Jobbörse mit Stellenangeboten aus verschiedenen Branchen. Mehr als 250.000 Arbeitsuchende mit Behinderung haben sich angemeldet und 26.500 nahmen bereits an Vorstellungsgesprächen teil. Ich möchte außerdem darauf hinweisen, dass wir auch das Unternehmertum von Menschen mit Behinderung beim Unternehmensaufbau fördern. Wir bieten Unterstützung für diejenigen, die ihr eigenes Unternehmen gründen möchten.
Darüber hinaus bieten auch wir Schulungen an, um Arbeitsuchenden dabei zu helfen, sich die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten anzueignen. Bislang haben wir insgesamt 122.000 Arbeitsuchende ausgebildet, darunter Frauen, die von Ausgrenzung bedroht sind oder geschlechtsspezifischer Gewalt zum Opfer gefallen sind.
Diese Anstrengungen haben es uns ermöglicht, in den vergangenen Jahren insgesamt 107.371 Arbeitsplätze zu schaffen.