Mobilität: Neue Lösungen und Ideen für mehr Teilhabe
Mobilität: Neue Lösungen und Ideen für mehr Teilhabe
01.07.2019
Kreative Köpfe, die Apps für mehr Mobilität entwickeln, oder Experten, die Fahrzeuge auf die individuellen Bedürfnisse anpassen – Menschen mit Behinderung sind oft, zumindest ein Stück weit, auf andere angewiesen, um möglichst selbstbestimmt mobil sein zu können. Eine Selbstverständlichkeit ist Mobilität für sie jedenfalls nicht. Welche Lösungsansätze könnten ihnen in Zukunft also weiterhelfen?
In Berlin gibt es weiterhin zu wenig rollstuhlgerechte Taxis, die Menschen mit Mobilitätseinschränkungen befördern können. BerlKönig, das Tochterunternehmen der BVG, bietet mit seiner ViaVan-Flotte einen rollstuhlgerechten Fahrdienst an.
Mit wenigen Klicks in der App ist es vollbracht: Ein rollstuhlgerechtes BerlKönig-Fahrzeug wird ab sofort angeboten, wenn der zunehmend beliebte Ridesharing-Service angefordert wird. BerlKönig ist ein Service, der in Berlin verfügbar ist und von der BVG und ViaVan angeboten wird. Ziel ist es, Fahrten im Stadtgebiet zu teilen, um damit nicht nur umweltschonend, sondern auch fast so günstig wie eine Busfahrt von A nach B zu gelangen. Der über eine App nutzbare Service ermöglicht auch die Buchung von barrierefreien Fahrzeugen. Diese sind über eine Rampe in den Rückraum befahrbar. "Mit einer Einfahrbreite von 81 Zentimetern und einer Einfahrtiefe von 130 Zentimetern sind diese Fahrzeuge gleichermaßen für Elektro- und auch Falt-Rollstühle geeignet", heißt es auf der BerlKönig-Homepage. In den sozialen Netzwerken häufen sich zunehmend die zufriedenen Posts von Rollstuhlfahrer*innen, die diesen Service bereits gerne nutzen.
Denn die BVG und das Start-up ViaVan, ein JointVenture aus Via und Mercedes-Benz Vans, trifft mit diesem Service offenbar den Nerv der Zeit. ViaVan wird außerdem bereits in anderen Großstädten wie Amsterdam und London erfolgreich eingesetzt.
Mobilität neu denken
Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen im Blick zu haben und darauf basierend neue Ideen und Produkte zu entwickeln – das ist es, was sich das Lab1886 der Daimler AG ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hat. Und die kreativen Köpfe rund um Matthias Heil arbeiten gerade eifrig an der weiteren Entwicklung und finalen Programmierung der App WheelPilot. "Ich fand die Idee einer App, die verschiedene Ziele mit rollstuhlgerechten Zugängen aufzeigt und die direkt mit dem Navigationssystem unserer Fahrzeuge verknüpft werden kann, sehr beeindruckend", erzählt Heil. Was genau es mit der App auf sich hat und welches Potenzial in ihr steckt, erläutert der Projektleiter von WheelPilot im Interview mit REHACARE.de.
Ein weiteres Unternehmen, das die Verknüpfung von Mobilität und Barrierefreiheit stärker in den Fokus rückt, ist Ford Brasilien. Zusammen mit GTB Brasilien und Code Studio entwickelte Ford die sogenannte Accessibility Mat für Fahrer*innen mit Behinderung und/oder eingeschränkter Mobilität. Beim Prototyp der Accessibility Mat handelt es sich um ein Re-Design der Kofferraummatte des Ford EcoSport, die sich durch wenige Handgriffe in eine tragbare Rampe umfunktionieren lässt. Sie lässt sich an der Rückseite eines Rollstuhls befestigen und ist dann unterwegs bei Bedarf immer einsatzbereit.
Die Bedeutung von inklusiven Mobilitätslösungen wird immer mehr Unternehmen bewusst. Beispielsweise hat die Volkswagen Group of America das Programm Inclusive Mobility ins Leben gerufen: Laut Statement auf der Homepage sei es das Ziel dieses Programms, die Entwicklung von Fahrzeugen und Dienstleistungen zu unterstützen, die die Lebensqualität insbesondere für Menschen mit Behinderung verbessern. Dafür werden bereits in den frühen Phasen der Entwicklung von Fahrzeugtechnologien und Mobilitätsdiensten, Menschen mit Behinderung selbst als Experten in eigener Sache einbezogen.
"Das Transportwesen ist der Schlüssel zur uneingeschränkten Teilhabe an der Gesellschaft, und für Menschen mit Behinderung sind die Möglichkeiten heute noch immer eingeschränkt. Volkswagen ist bekannt als die Autofirma des Volkes, und wenn es die Technologie erlaubt, wollen wir Fahrzeuge entwickeln, die besser zugänglich und barrierefrei sind", wird Scott Keogh, Geschäftsführer der Volkswagen Group of America, auf der Homepage zitiert.
Umrüstung für mehr Barrierefreiheit
Während der amerikanische Unternehmenszweig dabei beispielsweise perspektivisch unter anderem das Potenzial von autonomen Technologien nutzen möchte, besteht natürlich unabhängig davon nach wie vor auch der Geschäftszweig der Umrüstung von Fahrzeugen.
Michel Arriens hat sich zusammen mit seiner Partnerin Franziska Stoldt einen großen Traum erfüllt: ein eigener, individuell angepasster VW-Bulli.
Den Weg zum individuell angepassten VW-Bulli haben beispielsweise erst kürzlich Michel Arriens und Franziska Stoldt hinter sich gebracht. Das kleinwüchsige Paar hat seit Ende 2018 seine eigene "kleine barrierefreie Welt", wie sie es nennen, vor der Tür stehen. Bis alle Anpassungen vorgenommen waren, mussten sie sich zwar etwas gedulden. Aber das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt: "Der Bulli bietet uns ganz viel Lebensfreude – und letztlich auch eine Enthinderung unseres Lebens", sagt Arriens. "Jeder Funke und jedes kleine Stück mehr Barrierefreiheit ist für uns ein großer Zuwachs an Lebensqualität." Welche Umbauten konkret am VW-Bulli vorgenommen wurden und was das junge Paar anderen rät, erfahren Sie in unserem Beitrag "Umrüstung: Selbstbestimmt mobil dank barrierefreiem VW-Bulli".
Ob nun ein Kleinbus oder PKW – wer Fragen zur Umrüstung und Anpassung seines Fahrzeuges hat, ist auch in diesem Jahr wieder gut beraten, sich auf der REHACARE vor Ort zu informieren. Firmen mit langjähriger Erfahrung stehen mit Rat und Tat in den Düsseldorfer Messehallen zur Verfügung und haben wieder viele interessante und hilfreiche Produkte dabei. Und sie alle wollen am Ende vor allem eins sicherstellen: dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt mobil sein und somit größtmögliche Teilhabe erfahren können.